Die Art und Menge des Fleischkonsums in Österreich hat sich in den letzten Jahrzehnten spürbar verändert. Während der Gesamtverbrauch pro Kopf leicht rückläufig ist, zeigt sich ein deutlicher Trend: Der Verzehr von Schweine- und Rindfleisch nimmt ab, während Geflügelfleisch, vor allem Hühnerfleisch, stetig zunimmt. Doch was bedeuten diese Entwicklungen für Tiere, Umwelt und Menschen?
Geflügel: Der wachsende Anteil kleinerer Tiere
Im Jahr 2023 lag der durchschnittliche Hühnerfleischverbrauch bei über 10 kg pro Kopf – ein Anstieg von 30 % im Vergleich zum Jahr 2000. Mit dieser Entwicklung einher geht ein massiver Anstieg der Schlachtzahlen: 2023 wurden in Österreich 101,4 Millionen Geflügeltiere geschlachtet. Das übersteigt die Zahlen von 1999 (62,8 Millionen) um mehr als 60 %.
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich oft großes Tierleid. In industriellen Mastanlagen werden bis zu 40.000 Masthühner auf engstem Raum gehalten. Qualzucht sorgt dafür, dass die Tiere binnen weniger Wochen auf ein Schlachtgewicht heranwachsen – mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen wie Knochenbrüchen und Organproblemen. Viele sterben, bevor sie überhaupt das Schlachtalter erreichen.
Das „Small Body Problem“: Ein ethisches Dilemma
Der Trend hin zu kleineren Tieren wie Hühnern bedeutet, dass wesentlich mehr Individuen für die gleiche Menge Fleisch getötet werden müssen. Während ein geschlachtetes Rind etwa 330 kg Fleisch liefert, benötigt man dafür rund 250 Masthühner. Diese Entwicklung wirft ethische Fragen auf: Warum fällt es uns oft schwerer, Empathie für kleinere Tiere zu empfinden?
Schweine- und Rindfleisch: Rückläufig, aber noch immer dominierend
Obwohl der Verbrauch von Schweine- und Rindfleisch abnimmt, liegt er mit 33 kg (Schwein) und 12 kg (Rind) pro Kopf immer noch deutlich über den empfohlenen 11,77 kg jährlich. Diese Menge wird oft unter Bedingungen produziert, die den Tieren schweres Leid zufügen – etwa durch Haltung auf Vollspaltenböden, die zu Verletzungen und chronischen Schmerzen führen.
Gesundheit und Nachhaltigkeit: Gründe für den Wandel
Der Rückgang des Konsums von rotem Fleisch wird häufig mit gesundheitlichen und ökologischen Vorteilen in Verbindung gebracht. Weißes Fleisch, wie das von Hühnern, wird als gesünder angesehen. Doch auch hier gibt es Risiken: Masthühner sind oft von Muskelkrankheiten wie „White Striping“ betroffen, die die Fleischqualität mindern.
Zudem bleibt der Fleischkonsum in Österreich mit 57,6 kg pro Kopf weit über den gesundheitlich empfohlenen Mengen. Gleichzeitig werden etwa 11 % aller Fleischprodukte in Haushalten weggeworfen, was die Ressourcenverschwendung zusätzlich verschärft.
Fazit: Weniger ist mehr
Der Rückgang beim Fleischkonsum ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch zeigt sich, dass die Umstellung auf eine pflanzlichere Ernährung wesentlich zur Verbesserung des Tierwohls, zur Verringerung der Umweltbelastung und zur Förderung der Gesundheit beitragen könnte.
Für eine nachhaltigere Zukunft sollten KonsumentInnen nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität und Herkunft ihres Fleischkonsums überdenken – und den Wert jedes Lebewesens in den Mittelpunkt stellen.
Quellen
- Statistik Austria – Versorgungsbilanzen für Fleisch: statistik.at
- OTS – Entwicklung der Geflügelschlachtungen: ots.at
- WWF – Lebensmittelverschwendung: wwf.at
- Sozialministerium – Ernährungsempfehlungen: sozialministerium.at
- Our World in Data – Fleischproduktion und Erträge: ourworldindata.org