
Fleisch ist mehr als nur ein Nahrungsmittel – es ist tief in unserer Esskultur verwurzelt und für viele Menschen ein Symbol des Wohlstands. Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum von etwa 57,6 kg Fleisch pro Jahr spielt Fleisch eine zentrale Rolle in der Ernährung vieler Österreicher und Österreicherinnen. Doch hinter dem Genuss eines Schnitzels steckt oft mehr als die kulinarische Vorliebe: Fleisch ist für manche ein Ausdruck von Identität und Tradition.
Fleisch als Symbol des Wohlstands
Laut dem Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder kann der Fleischkonsum als Indikator für Wohlstand und gesellschaftliche Entwicklung gesehen werden. In früheren Jahrhunderten war Fleisch für breite Bevölkerungsschichten nämlich ein Luxusgut. Während der Frühindustrialisierung war der Fleischkonsum in Mitteleuropa nämlich recht niedrig, da sich viele Menschen eine eiweißreiche Ernährung ganz einfach nicht leisten konnten. Erst mit steigendem Einkommen im 19. Jahrhundert nahm der Fleischverzehr zu und wurde zum Zeichen eines besseren Lebensstandards.
Besonders im Deutschen Kaiserreich war Fleisch ein Symbol für Wohlstand. Menschen zogen vom Land in die Städte, nicht nur, um Arbeit zu finden, sondern auch, weil sie dort mit ihrem Lohn endlich regelmäßig Fleisch essen konnten. Die Menge an konsumiertem Fleisch entsprach damals bereits nahezu dem heutigen Niveau.
Essen als kulturelles Symbol
Obwohl Lebensmittel in erster Linie eine physische Funktion erfüllen, sind sie gleichzeitig Träger kultureller und symbolischer Bedeutungen. Ernährung ist in allen Gesellschaften tief verwurzelt und begleitet den Menschen sein Leben lang. Daher wird die Ernährung oft als umfassendes soziales Phänomen betrachtet.
Essen ist daher nicht nur eine Notwendigkeit zur Sättigung, sondern auch Ausdruck von Weltanschauungen und persönlicher Identität. Der gedeckte Tisch wird zur Bühne, auf der wir darstellen, wer wir sind oder wer wir gerne sein möchten. Besonders in der Vergangenheit hatte Fleisch – aufgrund seines hohen Nährstoff- und Energiegehalts – eine herausragende Bedeutung und war ein Statussymbol.
Die gesellschaftliche Bedeutung von Fleisch
In nahezu allen Kulturen spielte Fleisch eine wesentliche Rolle, da es eine essenzielle Eiweißquelle war. Dadurch erlangte es nicht nur eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung, sondern erhielt auch eine tiefere symbolische und religiöse Bedeutung. Der Fleischkonsum war oft mit Prestige verbunden und galt als Ausdruck von sozialem Status. Zudem wurde Fleisch lange Zeit als Quelle von Kraft und Energie betrachtet, weshalb es häufig mit Männlichkeit assoziiert wurde.
Um die aktuelle Rolle von Fleisch in unserer Gesellschaft besser zu verstehen und nachhaltige sowie akzeptierte politische Maßnahmen für die Zukunft zu entwickeln, lohnt sich daher auch ein Blick in die historische Entwicklung des Fleischkonsums.
Fazit
Fleisch ist tief in unserer Kultur verankert und gilt historisch als Symbol für Wohlstand und Fortschritt. Doch die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen des hohen Fleischkonsums werfen zunehmend Fragen auf.
Während die Politik weiterhin an niedrigen Fleischpreisen und steuerlichen Vergünstigungen für die Gastronomie festhält, wird die langfristige Tragfähigkeit dieses Systems immer fraglicher. Eine bewusste Reduzierung des Fleischkonsums könnte nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt zugutekommen. Wobei der gänzliche Umstieg auf Biofleisch ein großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit wäre.
Titelbild @ Mark König via unsplash (Zugriff 17.04.2025)