
Immer mehr europäische Länder setzen auf eine verpflichtende Herkunftsangabe für Fleisch in Restaurants. Während verpacktes Fleisch bereits einer Kennzeichnungspflicht unterliegt, gibt es für die Gastronomie bislang keine einheitliche EU-Regelung. Schweden ist das jüngste Land, das eine solche Maßnahme eingeführt hat – und reiht sich damit in eine Gruppe von EU-Staaten ein, die bereits ähnliche Vorgaben umgesetzt haben. Doch wie reagieren die dortigen Gastronomen auf diese Entwicklung? Welche Vorteile bringt sie für Verbraucher und Erzeuger? Und wie stehen die Chancen für eine europaweite Regelung?
Herkunftsangabe von Fleisch auf dem Vormarsch
Immer mehr europäische Länder setzen auf verpflichtende Herkunftskennzeichnungen für Fleisch in Restaurants. Schweden ist das jüngste EU-Mitglied, das eine solche Regelung eingeführt hat. Damit schließt sich Schweden vier anderen EU-Ländern an, die bereits ähnliche Vorschriften implementiert haben: Finnland, die Slowakei, Estland und Frankreich.
Zwar gibt es derzeit keine einheitliche EU-weite Vorgabe, doch die Europäische Kommission deutet in ihrer Strategie zur Zukunft der Landwirtschaft an, dass eine Regulierung auf europäischer Ebene angestrebt werden könnte.
Kennzeichnung auf Verpackung, aber nicht in der Gastro
Laut geltendem EU-Recht muss auf verpacktem Fleisch von Rind, Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel das Herkunftsland angegeben werden. Diese Verpflichtung gilt jedoch nicht für die Gastronomie. Einige Mitgliedsstaaten haben daher eigene Vorschriften erlassen, um Transparenz für Verbraucher zu schaffen.
Herkunftsangabe von Fleisch: Nationale Regelungen nehmen zu
In der Slowakei sind Restaurants, Kantinen und Bistros seit 2019 verpflichtet, die Herkunft von Schweine-, Rind-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch auszuweisen. Finnland folgte im selben Jahr mit einer ähnlichen Regelung.
Anfänglich gab es Widerstand seitens der Gastronomie, insbesondere wegen des zusätzlichen Aufwands für die Umstellung der Speisekarten. In der Slowakei wurde daher eine Kompromisslösung gefunden: Wenn eine direkte Kennzeichnung auf der Speisekarte zu aufwändig ist, kann die Herkunftsangabe stattdessen auf einem Aushang oder auf Anfrage des Gastes bereitgestellt werden. Auch in Finnland wurden Bedenken über den Mehraufwand geäußert, jedoch hielten sich die Beschwerden in Grenzen.
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) appellierte an die kommende Bundesregierung, ähnliche Maßnahmen einzuführen.
Im vergangenen Monat legte Estland einen Gesetzesentwurf zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Fleisch in Gastronomiebetrieben vor. Gleichzeitig beschloss die französische Regierung, dass alle in Restaurants servierten Fleischsorten mit ihrem Herkunftsland gekennzeichnet werden müssen.
Unterstützung für nationale Produkte
In Frankreich wird diese Maßnahme von Erzeugern und Gastronomen begrüßt. Anne Richard, Direktorin des französischen Schweinefleischverbandes INAPORC, erklärte, dass viele Verbraucher oft nicht wissen, woher ihr Schweinefleisch stammt. Eine Umfrage aus dem Jahr 2024 ergab, dass 80 Prozent der Franzosen die Herkunft ihres Fleisches kennen möchten und bevorzugen, wenn es aus Frankreich stammt.
Auch Yann Nédélec vom französischen Geflügelverband ANVOL zeigte sich erfreut über die neue Verpflichtung, da sie voraussichtlich die Nachfrage nach einheimischen Produkten steigern wird. Gastronomieverbandspräsident Alain Fontaine betonte, dass französisches Fleisch preislich nicht teurer sei als importierte Ware. Kantinen könnten zudem durch den Kauf regionaler Produkte Transportkosten sparen und so Preissteigerungen vermeiden.
Gleichzeitig fordern Branchenvertreter eine Ausweitung der Kennzeichnungspflicht. Anne Richard kritisierte, dass die Verpflichtung nur für Frischfleisch gilt, nicht aber für Wurstwaren, die ebenfalls häufig in Restaurants angeboten werden. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass im Jahr 2023 lediglich 15 Prozent der französischen Restaurants die Regelung umsetzten, da sie ihnen nicht bekannt war.
Herkunftsangabe von Fleisch: EU-weite Harmonisierung noch umstritten
Die Europäische Kommission plant zwar, die Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel auszuweiten. Dennoch gibt es innerhalb der EU unterschiedliche Auffassungen dazu. Als Deutschland und Österreich eine Debatte über eine allgemeine Kennzeichnungspflicht anstoßen wollten, erhielten sie nur Unterstützung von rund einem Dutzend Mitgliedsstaaten.
Obwohl bereits acht EU-Länder – darunter Frankreich, Finnland, Griechenland und Italien – eigene nationale Regelungen zur Herkunftsangabe erlassen haben, besteht keine Einigkeit über eine gesamteuropäische Verpflichtung.
Ein möglicher erster Schritt könnte eine EU-weite Regelung für Fleisch in Restaurants und Kantinen sein. EU-Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen zeigte sich bei einer Messe in Paris offen für die Idee, die Herkunftskennzeichnung europaweit verbindlich einzuführen.
Titelbild @ Jez Timms via unsplash (Zugriff 13.03.2025)