Kostenwahrheit

Beim täglichen Einkauf entscheiden viele Menschen immer noch nach dem Preis – und greifen daher recht häufig zum günstigsten Fleisch. Biofleisch hingegen gilt dabei oft als teure Alternative. Doch dieser Eindruck täuscht. Wer nur den Preis auf dem Etikett betrachtet, sieht nämlich nur einen Teil der Wahrheit. Denn in Wirklichkeit entstehen durch die industrielle Fleischproduktion versteckte Kosten, die wir alle – ob Fleischesser:in oder nicht – mittragen müssen. Eine ganzheitliche Betrachtung zeigt: Biofleisch ist gut für Umwelt, Tierwohl und Gesundheit, und unter dem Strich sogar günstiger!

Kostenwahrheit beim Fleischkauf

Der Begriff Kostenwahrheit beschreibt die Idee, dass alle tatsächlichen Kosten eines Produkts – einschließlich Umweltschäden und gesundheitlicher Folgekosten – transparent gemacht und einberechnet werden sollten. Beim konventionellen Fleischkonsum geschieht genau das nicht! Die niedrigen Preise spiegeln weder die ökologischen Schäden noch die gesellschaftlichen Folgekosten wider, die durch industrielle Tierhaltung entstehen.

Zu diesen „versteckten“ Kosten gehören unter anderem:

  • die Belastung von Böden und Gewässern durch Nitrat und Pestizide,
  • der hohe CO₂-Ausstoß und Methanemissionen,
  • gesundheitliche Folgen durch Antibiotikaeinsatz und multiresistente Keime,
  • sowie hohe staatliche Ausgaben für Umweltreparaturen und Gesundheitswesen.

Industrielles Fleisch: Preiswert beim Direktkauf, teuer für die Gesellschaft

Laut aktuellen Schätzungen entstehen allein in Österreich durch konventionelle Landwirtschaft jährlich 450 Millionen Euro an vermeidbaren Folgekosten. Diese Kosten tauchen nicht auf dem Kassenbon auf – sie werden jedoch von der Allgemeinheit über Steuern und Abgaben getragen. Wer heute billiges Fleisch kauft, spart kurzfristig etwas Geld – bezahlt jedoch langfristig über Umwege mit.

Ein Beispiel: Die Reinigung von Grundwasser, das durch Gülle belastet wurde, kostet Gemeinden und damit die Steuerzahler:innen enorme Summen. Auch Gesundheitskosten durch schlechte Ernährung oder antibiotikaresistente Keime werden indirekt mitfinanziert.

Biofleisch: Nachhaltig, tiergerecht – und günstig

Im Gegensatz dazu verursacht Biofleisch deutlich geringere Folgekosten. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, artgerechte Tierhaltung, geringerer Medikamenteneinsatz und der Fokus auf regionale Kreislaufwirtschaft reduzieren Umweltschäden erheblich. Auch die Belastung von Luft und Wasser ist deutlich geringer.

Zwar ist Biofleisch im Ladenpreis höher – doch der tatsächliche Gesamtpreis für Gesellschaft und Umwelt liegt unterm Strich niedriger als bei industriell produziertem Fleisch.

Kostenwahrheit: Wer billig kauft, bezahlt viel mehr

Die Debatte um Fleischpreise muss ehrlicher geführt werden. Statt sich nur auf den Kilo-Preis zu konzentrieren, sollten Verbraucher:innen auch die langfristigen Konsequenzen bedenken. Aber auch darüber informiert werden, um ein Bewusstsein dafür entwickeln zu können. Industriell hergestelltes Fleisch ist nämlich nur scheinbar günstig – tatsächlich verursacht es immense Kosten, die wir als Gesellschaft gemeinsam tragen müssen.

Laut einer Greenpeace-Studie belaufen sich die wahren Kosten des Rind- und Schweinefleisch-Konsums in Deutschland allein jedes Jahr auf 5,91 Milliarden Euro solcher versteckten Kosten. Kosten, die eben nicht der Endkunde direkt an der Kassa bezahlt, sondern die die Gesellschaft tragen muss. Also auch der Endkunde im Supermarkt, aber eben in Form von Steuern.

Utopia hat berechnet, dass, wenn der Fleischhersteller die ganzen Kosten, also die „wahren Kosten“ für sein Produkt selber tragen müsste, das industriell hergestellte Fleisch deutlich teurer wäre. Schweinefleisch müsste dann doppelt so viel kosten: durchschnittlich 3,04 Euro pro Kilogramm statt 1,52 Euro. Rindfleisch würde um etwa die Hälfte teurer werden: 5,33 Euro pro Kilo statt wie bisher 3,50 Euro. Noch um einiges höher sind dabei die Kosten bei Fleisch, das aus Südamerika importiert wird.

Kostenwahrheit: Biofleisch im Grunde viel billiger

In besagter Greenpeace Studie wurden darüber hinaus auch noch die industrielle Fleischproduktion mit der ökologischen Fleischproduktion verglichen. Mit dem Ergebnis, dass die ökologische Variante deutlich weniger Schäden verursacht – und damit auch geringere wahre Kosten in sich verbirgt. Demzufolge ließen sich allein in Deutschland, vorausgesetzt alle Betriebe würden nur noch nach ökologischen Standards Fleisch produzieren, mehr als zwei Milliarden Euro einsparen. Greenpeace zufolge müsste in Deutschland dabei dennoch auch das Bio-Fleisch teurer werden, damit die Allgemeinheit auch da nicht mehr mit bezahlt – BIO-Schweinefleisch um 23 Prozent, BIO-Rindfleisch um 50 Prozent.

Kostenwahrheit: ein Fazit

Wie zu sehen ist, verstecken sich hinter den direkten Kosten im Supermarkt noch eine ganze Reihe versteckter Kosten, die wir nicht direkt mit dem Einkaufspreis bezahlen, aber über Umwege dann doch wieder an anderer Stelle ableisten müssen. Dabei handelt es sich um horrende Mehrkosten, die wir nicht ausgeben müssten, wenn wir auf biologisch erzeugte Produkte setzen würden.

Dennoch ist diese Verantwortung über die Kostenwahrheit nicht allein dem Endkunden aufzubürden. Ohne Unterstützung aus öffentlicher Hand wird es uns nicht gelingen, eine flächendeckende Bio-Landwirtschaft zu etablieren, um längerfristig Kosten zu sparen, und der Welt auch noch etwas Gutes zu tun.


Titelbild @ 1click via unsplash (Zugriff 16.04.2025)