Schweinefleisch ist seit Jahrzehnten die beliebteste Fleischsorte in Österreich und spielt sowohl in der heimischen Küche als auch in der Lebensmittelindustrie eine zentrale Rolle. Der hohe Konsum erfordert eine stabile und effiziente Produktion, die zunehmend unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Tierwohl betrachtet wird. Der Markt entwickelt sich langsam, doch Bio-Schweinefleisch und tierfreundlichere Haltungsformen gewinnen an Bedeutung. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Lage der Schweinehaltung, die Rolle des AMA-Gütesiegels und den wachsenden Trend hin zu nachhaltiger Produktion.

Schweinefleisch: 33,5 Kilogramm pro Jahr

Schweinefleisch ist in Österreich die am häufigsten konsumierte Fleischsorte, mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 33,5 Kilogramm pro Jahr. Der Großteil wird in verarbeiteter Form wie Schinken, Wurst oder Speck gegessen, aber auch als Faschiertes oder Grillfleisch verwendet. Traditionelle Gerichte wie Schnitzel oder Schweinsbraten prägen den Konsum zusätzlich.

24.000 registrierte SchweinehalterInnen

In Österreich gibt es laut Landwirtschaftskammer rund 24.000 registrierte SchweinehalterInnen. Diese Zahl umfasst sowohl landwirtschaftliche Betriebe als auch private Halter, die nur ein oder zwei Schweine für den Eigenbedarf halten. Von den registrierten Betrieben sind etwa 5.300 auf Schweinemast spezialisiert. Die durchschnittliche Anzahl der Schweine pro Betrieb liegt bei etwa 153 Tieren, wobei der Gesamtbestand 2024 bei rund 2,5 Millionen Schweinen lag.

Etwa ein Drittel dieser Betriebe – rund 1.700 Schweinemäster – sind Teil des AMA-Gütesiegel-Programms. Jährlich werden auf diesen Höfen etwa zwei Millionen Schweine unter dem AMA-Gütesiegel aufgezogen und vermarktet.

Wachsender Anteil an Bio- und Tierwohl-Schweinen

Im Jahr 2023 wurden etwa fünf Prozent aller in Österreich gehaltenen Schweine unter verbesserten Tierwohl-Standards oder in biologischer Landwirtschaft gehalten. Konkret wurden 145.000 Tiere unter dem AMA-Gütesiegel im Modul „Mehr Tierwohl“ erfasst, während 81.000 Schweine aus zertifizierter Bio-Haltung stammten. Damit lag die Gesamtzahl an Schweinen aus besonders tierfreundlichen Haltungsformen bei 226.000 – ein Anstieg von einem Drittel im Vergleich zu 2021.

„Diese Entwicklung ist erfreulich“, sagt AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek. „Allerdings würden sich noch mehr Schweinemastbetriebe für Tierwohl-Programme entscheiden, wenn der Markt die höheren Kosten mittragen würde und den Betrieben eine verlässliche Absatzsicherheit geboten wäre.“

Bio-Schweinefleisch: der Anteil steigt

Bio-Schweinefleisch gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch wenn sein Marktanteil noch vergleichsweise niedrig ist. Die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt stetig, da sie für Nachhaltigkeit, Tierwohl und Qualität stehen. Bio-Schweine werden unter strengeren Auflagen gehalten: Sie haben mehr Platz, Auslauf und erhalten gentechnikfreies Futter. Diese Haltung verbessert die Fleischqualität und reduziert den Einsatz von Antibiotika.

Österreich gilt als Vorreiter im Bereich Bio-Landwirtschaft. Rund 10 % der Landwirte produzieren nach biologischen Standards, was im internationalen Vergleich ein hohes Niveau darstellt.

Konsument und Politik gefragt

Der hohe Konsum von Schweinefleisch in Österreich stellt die Landwirtschaft vor die Herausforderung, sowohl wirtschaftlich effizient als auch nachhaltig zu produzieren. Während der Anteil an Bio- und Tierwohl-Schweinen stetig steigt, sind die Produktionskosten ein entscheidender Faktor für Landwirte. Nur wenn Konsumenten bereit sind, für nachhaltigere Produkte mehr zu bezahlen und die Politik gezielte Förderungen schafft, kann die Schweinehaltung langfristig tierfreundlicher gestaltet werden. Die steigende Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch zeigt jedoch, dass ein Wandel bereits im Gange ist – doch es bleibt noch ein weiter Weg zu einer flächendeckend nachhaltigen Schweineproduktion.