Bio, Fair, No Name: Wie viel Tierwohl steckt im Gütesiegel?

Sommerzeit ist Grillzeit. Doch wer Fleisch genießen möchte, fragt sich oft, wie artgerecht die Haltung war. Ein Überblick über das Siegelwirrwarr hilft bei der Orientierung.

Beim Fleischkauf stehen viele vor der Frage: Wie viel Platz und Auslauf hatten die Tiere? Und wie fair wurden die Bauern entlohnt? Eine kleine Auswahl der österreichischen Gütesiegel gibt Aufschluss.

AMA-Biosiegel: Mehr Platz für die Tiere

Wer Bio kauft, sorgt für mehr Tierwohl. Das AMA-Biosiegel garantiert beispielsweise für Mastrinder bis zu 350 kg doppelt so viel Platz wie beim Basissiegel. EU-weit dürfen auf einem Quadratmeter Stall nur 21 Kilo Hühner stehen, statt 33 Kilo bei konventioneller Haltung. Zusätzlich sind Mindeststandards wie 120 Tage Auslauf im Jahr vorgeschrieben, und die Kälber werden von der Mutter aufgezogen. Freilandhaltung für Schweine ist ebenfalls vorgesehen, mit maximal 14 Schweinen pro Hektar.

Das AMA-Biosiegel bietet eine transparente Orientierung, doch Expertin Isabella Auberger weist darauf hin, dass Bio-Eigenmarken wie „Zurück zum Ursprung“ und „Ja! Natürlich“ regelmäßig kontrolliert werden und allgemein vertrauenswürdig sind.

No Name: Fleischverpackungen offenbaren Herkunft

Der Einkauf von verpacktem Fleisch macht es einfacher, die Herkunft nachzuvollziehen, da gesetzliche Mindeststandards auf der Verpackung vermerkt sein müssen. Unverpacktes Fleisch in der Theke lässt weniger Rückschlüsse auf Tierwohl zu. Das Fehlen von Gütesiegeln bedeutet oft, dass nur die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt werden. In Österreich unterscheiden sich diese Normen kaum von denen in anderen EU-Ländern, außer bei Puten und Hühnern.

AMA-Gütesiegel: Verlässliche Mindeststandards

Das AMA-Gütesiegel steht für konventionelle Produktion mit strengen Kontrollen. Fleisch mit diesem Siegel stammt aus Österreich und erfüllt zumindest gesetzliche Mindestanforderungen, die teils durch zusätzliche Kriterien ergänzt werden. Etwa wird bei Schweinen der Platz leicht über dem gesetzlichen Minimum erhöht und es gibt Module für mehr Tierwohl wie Verbot von Vollspaltenböden und Kastration unter Vollnarkose. Für Rinder gelten seit 2023 strengere Vorgaben bezüglich Anbindehaltung.

Bio-Austria-Siegel: Höhere Standards für Bio-Fleisch

Bio-Austria geht über die EU-Bio-Vorgaben hinaus und garantiert höhere Standards in Bezug auf Tierwohl, Biodiversität und Klimaschutz. Bei Bio-Austria-Fleisch wird etwa der Tod männlicher Küken vermieden, und es gibt strengere Regelungen für Transport und Schlachtung. Bio-Fleisch ist im Vergleich zu konventionellem Fleisch oft teurer, bietet aber im Schnitt doppelt so viel Platz für die Tiere.

Fair-Hof-Siegel: Mehr Tierwohl, aber variabel

Händler wie Hofer, Billa und Lidl bieten mit ihren Fair-Hof-Siegeln oder vergleichbaren Labels eine bessere Tierhaltung als die konventionelle, allerdings weniger umfassend als Bio. Die Kriterien umfassen mehr Platz, Stroh im Stall, Auslauf und Verzicht auf betäubungslose Kastration. Diese Labels sind durch den Handel selbst definiert, und nicht alle erfüllen die versprochenen Standards gleichwertig.

EU-Bio-Siegel: Detailunterschiede im Fokus

Das EU-Bio-Siegel garantiert grundlegende Bio-Standards, doch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Bio-Labels liegen oft in den Details wie Fütterung, Einstreu und zusätzlichen Qualitätsprogrammen. Gesonderte Regelungen für den Tierschutz bei der Schlachtung sind in den meisten Bio-Gütesiegeln nicht enthalten. Expertin Isabella Auberger rät, beim Kauf von Bio-Fleisch auf die Art der Tierhaltung zu achten und bevorzugt Produkte wie den Bio-Ochsen, der ein langes, artgerechtes Leben hat.

Quelle: Der Standard