Mehr Nachhaltigkeit erfordert umfassendere Maßnahmen

Nachhaltigkeit und faire Preise für Lebensmittel sind zentrale Themen, die stärker in den Fokus rücken sollten. Ein Unternehmensnetzwerk namens Ethik Society hat hierzu ein Acht-Punkte-Papier veröffentlicht, das Wege aufzeigt, wie die Billigmentalität in Deutschland überwunden werden kann. Dabei betont das Netzwerk die Notwendigkeit eines radikalen Umdenkens – sowohl in der Politik als auch bei VerbraucherInnen.

Wertschätzung für Landwirtinnen und Landwirte

Die Studie der Ethik Society zeigt, dass viele KonsumentInnen den Wert hochwertiger Lebensmittel unterschätzen. Dies spiegelt sich in den geringen Preisen wider, die sie zu zahlen bereit sind, was wiederum eine nachhaltige Landwirtschaft erschwert. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, fordert die Ethik Society mehr Anerkennung und faire Entlohnung für Landwirtinnen und Landwirte sowie den Abbau nicht-nachhaltiger Subventionen. Stattdessen sollten Förderungen verstärkt an ökologischen Kriterien ausgerichtet sein.

Marktmacht und faire Preise

Das Netzwerk sieht in der derzeitigen Marktmacht großer Handelsketten und Molkereien ein weiteres Hindernis für faire Preise. Daher plädiert es für eine Stärkung des fairen Wettbewerbs und mehr Transparenz in der Lebensmittelindustrie. Regionale und nachhaltige Produkte sollten nicht länger als Nischenmarkt betrachtet, sondern als Standard etabliert werden.

Verwirrung durch Bio-Labels

Ein weiteres Problem sieht die Ethik Society in der Vielzahl an Bio-Labels und Gütesiegeln, die häufig für Verwirrung sorgen. Stattdessen schlägt sie vor, die Kennzeichnung auf ein oder zwei verpflichtende Siegel zu reduzieren, die echte Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette garantieren.

Nachhaltige Ernährung als Statussymbol

Letztlich fordert die Ethik Society, dass nachhaltige Ernährung zu einem Statussymbol wird – ähnlich wie das Auto oder das Smartphone. Diese These könnte jedoch auf Widerstand stoßen, da Ernährungsarmut auch in Deutschland ein Thema ist. Dennoch ist sich die Ethik Society der Sprengkraft ihrer Vorschläge bewusst und plant, das Gespräch mit PolitikerInnen zu suchen, um den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion voranzutreiben.

Quelle: Tagesspiegel Background